COVID-19 Impfung und Immuntherapie mit Mavenclad® (Wirkstoff: Cladribin) - Ich und MS

COVID-19 Impfung und Immuntherapie mit Mavenclad® (Wirkstoff: Cladribin)

Samstag, 26.06.2021 Aktuelles, Multiple Sklerose

Nach den ersten Monaten des 2. Jahres meiner Immuntherapie mit Mavenclad® (Wirkstoff: Cladribin) in Zeiten der COVID-19-Pandemie (auch: Corona(virus)-Pandemie) befinde ich mich gefühlt in einem Schwebezustand.

In den letzten Monaten war ich nicht schreibfaul, im Gegenteil. Einige Anträge gingen wieder über meinen Tisch, einige Dokumente mussten wieder an das eine oder andere Amt gesendet werden. Letztendlich habe ich aber immer vor mir her geschoben davon zu berichten und hier zu schreiben, mir die Gedanken einmal wieder von der Seele zu schreiben. Nun denn, hier sind wir, mitten in einem neuen Beitrag.

Es ist Mitte 2021. Das Wetter steht auf Sommer. Die täglichen Neuinfektionen mit dem Corona-Virus sinken in den letzten Wochen zumindest hier in Halle (Saale) und sind Stand heute bei einer Inzidenz von 0.84. Die Menschen sind wieder mehr auf den Straßen unterwegs als in den letzten Monaten während des Lockdowns, nicht zuletzt genießt man wieder die offene Gastronomie und auch die wieder anlaufende Kultur.

Bezüglich meiner Multiplen Sklerose sowie meiner damit verbunden Immuntherapie mit Mavenclad® (Wirkstoff: Cladribin) hat sich nicht so viel geändert. Ich bin im zweiten Jahr meiner Therapie mit Allem was dazu gehört.

Doch kurz zurück auf Los

Der Zeitpunkt meines letzten Posts im Februar war für mich die heiße Phase in das zweite Jahr meiner Immuntherapie. Im Vorfeld wurde hierzu ein abschließendes Blutbild erstellt (vgl. Bild: Wert am 04.02.2021). Zudem hatte ich mich bei Ärzten erkundigt, die Hotline 116117 konsultiert und auch aus der Impfverordnung zur Impfung gegen SARS-CoV-2 versucht schlau zu werden. Das Ergebnis war übereinstimmend, ich war im Februar nicht berechtigt eine Schutzimpfung gegen SARS-CoV-2 zu erhalten. Ich war zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Einstufung einer Multiplen Sklerose als Autoimmunerkrankung in der 3. Priorisierungsgruppe.

Aus diesem Grunde, und das habe ich für mich persönlich entschieden, ging es weiter mit der Immuntherapie. Zwar hatte sich der Beginn des zweiten Jahres nun bereits um einen Monat auf März 2021 nach hinten verschoben, aber einen Versuch im Vorfeld geimpft zu werden war es wert.

Um dann im Verlaufe der Immuntherapie den richtigen Zeitpunkt für eine Impfung zu finden, konnte ich mit meiner Hausärztin vereinbaren monatlich ein Blutbild zu erstellen, um die relevanten Werte zu kontrollieren.

Zurückhaltung, eigentlich ja ganz einfach

In den folgenden Monaten nach dem Beginn der Immuntherapie stellten sich schnell die gewünschten Werte ein, jedenfalls bezüglich des Therapie-Ergebnisses das Immunsystem "runter zu fahren". Die Lymphozyten nahmen ab.

Eigentlich gut wenn eine solche Phase in einen Lockdown fällt, denn Zurückhaltung war für mich persönlich ab dato sehr wichtig. Ich hatte meine kleine familiäre Kohorte und war aufgrund meiner Tätigkeit als Software-Entwickler in Telearbeit auf meinen kleinen Arbeitszimmerbereich beschränkt, abgesehen von ausgiebigen Spaziergängen. Mir fehlte es eigentlich an Nichts und ich konnte ganz gut mit der Situation umgehen.

Die Zeichen sahen gut aus

Im Mai 2021 hatte ich endlich die Hoffnung auf eine baldige Impfung (vgl. Bild: Wert am 26.05.2021). Zum einen waren in den vergangenen Wochen die Priorisierungen bei der Schutzimpfung gegen SARS-CoV-2 aufgehoben worden, zum anderen waren meine Lymphozyten-Werte wieder annähernd im SOLL-Bereich, was mich recht zuversichtlich stimmte. Nach Rücksprache mit meiner Hausärztin wollten wir nun schauen, ob die Werte des Blutbildes im nächsten Monat, also jetzt im Juni 2021, passen und wieder vollständig im SOLL-Bereich sind.

Doch im letzten Blutbild zeigte sich erneut eine Kehrtwende (vgl. Bild: Wert am 23.06.2021) . Die Werte waren erneut "im Keller" und ich fühle mich gerade irgendwie auch genau so.

Abwägung - was als nächstes tun

Nun habe ich natürlich auch recherchiert, was Studienlagen und Hersteller-Informationen bezüglich einer Impfung während einer Immuntherapie, genauer unter Mavenclad® (Wirkstoff: Cladribin), aktuell hergeben. Gegenwärtig findet man nicht viel informatives Material und was man findet ist für mich nicht sehr aussagekräftig.

"Laut Fachinformation sollten Impfungen mit Lebend- oder Totimpfstoffen – mRNA-Impfstoffe sind allerdings weder Lebend- noch Totimpfstoffe – vermieden werden, solange die Lymphozyten nicht im Normbereich sind." (aus: Deutsche Apotheker Zeitung vom 15.04.2021)

Nun gibt es für mich zwei Richtungen in die meine Gedanken gerade gehen.

Einerseits könnte ich eine Impfung unterhalb der SOLL-Werte vornehmen, bei der mir niemand genau sagen kann wie die Wirkung eines Impfstoffes gegen SARS-CoV-2 sein wird und welche Immunantwort sich aufgrund der Immuntherapie ergeben kann. Hier bliebe nur eine Titer-Bestimmung nach einer vollständigen Impfung (je nach Impfstoff aktuell 1-2 Impfungen).

Andererseits rollt ja gerade die Delta-Variante von SARS-CoV-2 auf uns zu, bei der sich der Anteil Infizierter binnen einer Woche aktuell verdoppelt, da die Ansteckung mit dieser Variante laut aktuellen Informationen wesentlich schneller stattfindet.

Zurückhaltung, auch weiterhin

Letztendlich bleibt mir in dieser  Situation eigentlich nur zu schauen wie die Werte im kommenden Monat aussehen. Vielleicht stabilisiert sich mein Immunsystem ja nun doch wieder in Richtung SOLL-Werte und eine Impfung kann stattfinden, wer weiß.

Ansonsten werde ich mich auch weiterhin so gut es eben geht in Zurückhaltung üben. Aufgrund der möglichen "Post-Corana-Symptome", zu denen u.a. eine Fatigue (auch: Müdigkeit, Abgespanntheit, Erschöpfung) zählt, ist dies für mich auch ein Muss. Jeder der selbst an einer Multiplen Sklerose erkrankt ist und wie ich mit einer sich immer weiter ausprägenden Fatigue zu tun hat, kann das sicher verstehen.